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Vier auf einen Streich: mehr sauberes Trinkwasser, Elektrizität und Salz. Und weniger Plastik?

Aktualisiert: 26. Juni 2023


eine Hand, die eine Glasflasche Trinkwasser hält, dahinter Meeresblick.

Wie entsalzt man Meerwasser? Diese Frage beschäftigt den Bauingenieur Dietmar Feigenspan seit seiner Kindheit in den 1970er-Jahren, zumal Trinkwasser in zahlreichen Regionen der Welt keine Selbstverständlichkeit ist. Im Gegenteil: Viele Menschen müssen sterben, weil es kein sauberes Wasser gibt. Perspektivisch ist eine weltweite Wasserknappheit vorprogrammiert; Dürreperioden und deren Auswirkungen nehmen stetig und spürbar zu.


Dietmar Feigenspan will nun mit seinem neu gegründeten Unternehmen, der Welt.Weit.Wasser GmbH, dem Trinkwassermangel den Kampf ansagen. Dazu hat er ein Metabolizer-Verfahren entwickelt, das sich auch wirtschaftlich lohnen soll, denn als „Nebenprodukte“ der Trinkwassergewinnung können Strom und sauberes Meersalz verkauft werden. Und man könnte damit auch unsere Plastikberge reduzieren. Wie seine Methode genau funktioniert, konnten wir in einem Gespräch mit ihm erfahren.


in-manas im Gespräch mit Dietmar Feigenspan | Welt.Weit.Wasser GmbH


in-manas: Dietmar, mit deinem Verfahren könnten auf faire, umweltfreundliche und rentable Weise gesundes Trinkwasser für die ganze Welt sowie saubere Elektrizität und reines Meersalz gewonnen werden. So steht es auch auf deiner Homepage. Das klingt sehr visionär. Vielleicht kannst du uns kurz erklären, wie der Metabolizer funktioniert und warum du überhaupt auf diese Methode setzt.


Dietmar: Das Problem bei vielen der bereits existierenden Verfahren ist, dass sie aus sich heraus nicht wirtschaftlich sind und sich deshalb nicht flächendeckend durchsetzen. Es geht also immer um die Frage der Finanzierung. Unsere Verfahren hingegen würde sich „rechnen“. Denn der Metabolizer absorbiert Meerwasser und Sonnenenergie und gleichzeitig entsteht Salz als nutzbares Nebenprodukt. Das Metabolizerverfahren ist das erste Verfahren, das beim Entsalzungsprozess Energie erzeugt, statt sie zu verbrauchen. Bei der Meerwasserentsalzung entsteht also nicht nur gesundes Trinkwasser, sondern daraus resultieren auch saubere Elektrizität sowie reines Meersalz als nutzbare Nebenprodukte. Das Besondere ist also, dass wir drei Produkte auf einmal erzeugen und diese auch verkaufen. Das ist sehr wirtschaftlich. Wobei wir das Wasser an Wohlhabende teurer verkaufen, damit wir es den Armen günstiger verkaufen können.


in-manas: Zur reinen Energiegewinnung gibt es natürlich schon viele Solaranlagen, zum Beispiel Parabolrinnenkraftwerke, wie sie auch in Andalusien existieren.


Dietmar: Ja! Der Haken daran: Solche Anlagen benötigen jährlich bis zu 850.000 Kubikmeter Trinkwasser, um die Turbinen zu kühlen. Wir könnten hingegen mithilfe der Metabolizer-Anlage der gleichen Größenordnung diesen Verbrauch einsparen und nebenbei zwei Millionen Kubikmeter Trinkwasser gewinnen!


in-manas: Kann man für eurer Verfahren auch andere grüne Energieformen nutzen?


Dietmar: Ja, durchaus, z.B. Wärme- oder Windenergie. Man könnte das Verfahren aber auch „weiterdenken“. Denn wenn man damit Meerwasser entsalzen kann, ist es auch möglich, andere Flüssigkeiten als Basis für die Energie- bzw. Wassergewinnung zu verwenden. Zum Beispiel Gülle, die bei uns in Deutschland, aber auch in anderen Ländern wie Holland im Überfluss vorhanden ist, zumal es zu wenig Felder gibt, auf denen sie ausgebracht werden kann. Deshalb wird sie auch in Biokraftwerken verstromt. Aber das ist auch schon alles. Der Rest bleibt ungenutzt. Mit unserem Metabolizer-Verfahren könnte man das Methangas der Gülle als Energieträger nutzen und mit dieser Energie die Gülle entwässern. So kann daraus wieder Trinkwasser gewonnen werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass die humusähnlichen Reststoffe zur Düngung eingesetzt werden könnten. Aber das müssen wir noch genauer untersuchen.


Teaserbild zum Innovationskompass

Eine weitere Möglichkeit wäre die Nutzung von Mischkunststoffen, die in den regionalen Entsorgungsbetrieben in großen Mengen anfallen und nicht mehr dem Recyclingprozess zugeführt werden können. Aus diesen Kunststoffen könnte durch das Verfahren der Kunststoffpyrolyse Energie gewonnen werden und mithilfe der Metabolizer-Technologie wäre es möglich, beispielsweise auch nitratbelastetes Grundwasser zu entsalzen. Denn Nitrate sind nichts anderes als Salze. Und auch hier hätte man einen Mehrfachnutzen:

  • Wir verwerten Plastik, das sonst für teures Geld nach Malaysia oder auf die Philippinen verschifft wird.

  • Wir nutzen nitrathaltiges Wasser, das aktuell nicht verwendet werden kann.

  • Und wir erhalten sauberen Strom.

in-manas: Wir sprechen allerdings momentan immer im Konjunktiv: was man also damit alles machen KÖNNTE. Wo steht ihr aktuell? Wie weit fortgeschritten seid ihr in der Umsetzung?


Dietmar: Wir haben so genannte Wolkenmodule auf Basis von Sonneneinstrahlung und Meerwasser entwickelt, mit denen ebenfalls Trinkwasser und Meersalz, aber kein Strom erzeugt werden kann. Dass das Verfahren funktioniert, haben wir also bereits mit einem funktionsfähigen Prototypen bewiesen. Im Moment bauen wir zwei 0-Serien-Modelle für Landwirte in Andalusien, denn dort herrscht extreme Dürre. Dort beginnen wir also demnächst mit dem Verkauf und der Produktion.


Daneben sind wir gerade dabei, einen Funktionsprototypen, den ersten Mobilen Maritimen Metabolizer (MMM), zu bauen. Aus den Einnahmen sollen dann weitere MMMs gebaut werden. Ziel ist es, 39 Metabolizer für die 39 Mega-Millionen-Metropolen am Meer zu bauen. Und aus diesen Einnahmen sollen dann wiederum die ersten Metabolizerkraftwerke an Land entstehen. Wie beim Dominospiel stoßen wir nur den ersten Stein an, woraus dann idealerweise eine Kettenreaktion entsteht.


in-manas: Und wie finanzierst du das alles?


Dietmar: Aktuell bezahle ich das fast alles aus der eigenen Tasche. Es gibt jedoch schon einige stille Teilhaber, die mich unterstützen. Insgesamt möchten wir gerne eine Dreiteilung der Finanzierung erreichen. Also 1/3 durch professionelle Investoren, 1/3 durch Förderungen und 1/3 durch stille Teilhaber. Ab 480 Euro ist es möglich, Gesellschafter bei der Welt.Weit.Wasser.GmbH zu werden.


in-manas: Dann halten wir dir ganz fest die Daumen, dass genügend Geld für den ersten Dominostein zustande kommt. Alles Gute Dietmar und vielen Dank für das spannende Gespräch.


 

Wer weitere Lösungsansätze zum Thema Trinkwassermangel möchte: Wir haben euch aus unserem Innovationskompass eine Collection zusammengestellt.


6 Teaserbilder und gleichzeitig Bildlink zum in-manas-Newsletter zum Thema Trinkwasser

Grüße aus dem INNO-VERSE Das in-manas-Team



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