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Mit Achtsamkeit auf der Überholspur: sich selbst und andere achtsam führen

Aktualisiert: 11. Jan.


Straße, eingebettet in einer wunderschönen Landschaft

So lautet der Titel eines Buches von Christian Geissler, das kürzlich erschienen ist. Darin nimmt der Autor seine Leserinnen und Leser mit auf eine spannende Reise, die zeigt, dass es auch bei hoher Geschwindigkeit möglich ist, das Leben im Hier und Jetzt bewusst wahrzunehmen und zu entschleunigen. Wir haben das Buch bereits gelesen. Aber weil wir noch ein paar Fragen dazu hatten, haben wir bei Christian „angeklopft“. Und siehe da: Er hatte Zeit für ein ausführliches Interview.


Christian Geissler ist seit über 30 Jahren Unternehmer und Führungskräftetrainer. Durch die Qualifizierung zum „Search inside yourself-Expert“ bei Google in San Francisco vertiefte er sich in den Bereichen „Werteorientierte Führung“, „Achtsamkeit“ und „Selbstführung“. Ferner ist er Gründer und Geschäftsführer der Grünwalder Akademie GmbH, wo er für das Reset-Training verantwortlich ist: ein fünftägiges Sabbatical, das die Möglichkeit bietet, über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nachzudenken, zu reflektieren und sich neu zu kalibrieren.


Kurzum: Christian Geissler verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz, den er hier auszugsweise mit uns teilt. Im Gespräch erfuhren wir,

  • warum die Wahrnehmung von Gefühlen die Basis für ein wertschätzendes Arbeitsumfeld ist;

  • dass die VUCA-Welt gerade von der BANI-Welt abgelöst wird, in der Achtsamkeit zur Schlüsselkompetenz werden wird;

  • wie sich Achtsamkeitsübungen ganz einfach in den (Arbeits-)Alltag integrieren lassen.

in-manas im Gespräch mit Christian Geissler über Achtsamkeit im Führungsalltag


in-manas: Christian, der Titel deines Buches erscheint auf den ersten Blick etwas widersprüchlich. Denn man könnt sich fragen, wie Achtsamkeit und Geschwindigkeit zusammenpassen? Müsste man bei diesem Thema nicht eher von Entschleunigung und Langsamkeit sprechen? Zumindest jene Menschen, die bereits Bücher von Thích Nhất Hạnh, gelesen haben, könnten zunächst irritiert sein, zumal der vietnamesische Zen-Mönch und Friedensaktivist ja insbesondere die Bedeutung der Meditation und des Lebens im Hier und Jetzt betont.


Foto: Christian Geissler
Christian Geissler

Christian: Das ist richtig. Das klingt zunächst paradox. Aber auch ich möchte die Menschen ermutigen, im Hier und Jetzt zu leben. Nun verbringen allerdings die wenigsten von uns ihre Zeit in einem Kloster, wo uns das möglicherweise leichter gelingen würde. Im Gegenteil, die meisten von uns führen ein Leben mit übervollen Terminkalendern und endlosen To-do-Listen. Es scheint, als müssten wir uns und andere ständig überholen, wie bei einer rasanten Autofahrt. Aber auch beim Autofahren ist es möglich, die vorbeiziehende Landschaft bewusst wahrzunehmen und den Fahrtwind zu spüren. Auch hier gibt es Momente der Stille, der Ruhe und des Innehaltens. Deshalb spreche ich von Achtsamkeit auf der Überholspur. Mit meinem Buch möchte ich Wege aufzeigen, wie man immer wieder einen Gang zurückschalten und entschleunigen kann, auch in der heutigen schnelllebigen Zeit. Ich möchte zeigen, wie man sich selbst und andere achtsam führen kann.


in-manas: In deinem Buch zeigst du auch anschaulich und wissenschaftlich fundiert auf, welche Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und Stress bzw. Burnout auf der einen Seite sowie zwischen Achtsamkeit und emotionaler Intelligenz, kognitiver Flexibilität und Konzentration auf der anderen Seite bestehen. Was kannst du uns dazu sagen?


Beides – das Erkennen eigener und fremder Gefühle und Befindlichkeiten – ist Voraussetzung für die Gestaltung eines unterstützenden und empathischen Arbeitsumfeldes.

Christian: Dass Achtsamkeitstraining durch die Konzentration auf den gegenwärtigen Moment dazu beitragen kann, Stress und Burnout zu reduzieren, indem ein gesunder Umgang mit Belastungen entwickelt wird, ist mittlerweile bekannt. Deshalb werden in Unternehmen auch verstärkt Achtsamkeitstrainings angeboten. Weniger bekannt sind vielleicht die positiven kognitiven und mentalen Veränderungen, die mit Achtsamkeitstrainings einhergehen. So kann Achtsamkeitstraining das Verständnis und die Wahrnehmung der eigenen Emotionen sowie das Erkennen und angemessene Reagieren auf die Emotionen anderer Menschen verbessern. Beides – das Erkennen EIGENER und FREMDER Gefühle und Befindlichkeiten – ist Voraussetzung für die Gestaltung eines unterstützenden und empathischen Arbeitsumfeldes.


Aber auch die Tatsache, dass Achtsamkeit nachweislich positive Auswirkungen auf die KOGNITIVE FLEXIBILITÄT hat, also auf die Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen und alternative Perspektiven einzunehmen, sollte Führungskräfte überzeugen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.


in-manas: Kognitive Flexibilität wird also zu einer Schlüsselkompetenz in der heutigen VUCA-Welt, die durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität gekennzeichnet ist?

Systeme werden brüchig, Führungskräfte sind ängstlich, Entwicklung findet nicht mehr linear statt und die Zukunft wird oftmals als unbegreiflich empfunden.

Christian: Genau. Ich würde allerdings lieber von der BANI-Welt sprechen, weil dieses Akronym meiner Meinung nach zutreffender und zeitgemäßer ist. Es steht für

  • Brittle,

  • Anxious,

  • Non-Linear und

  • Incomprehensible.

Das heißt: Systeme werden brüchig, Führungskräfte sind ängstlich, Entwicklung findet nicht mehr linear statt und die Zukunft wird oftmals als unbegreiflich empfunden. Und in diesem Spannungsfeld wird Achtsamkeit zu einer neuen Schlüsselkompetenz, das ist richtig. Ebenso wie die Fähigkeit, mit einer Vielzahl von Aufgaben und Informationen AUFMERKSAM und FOKUSSIERT umzugehen und darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen.


in-manas: Welche praktischen Tipps und Achtsamkeitsübungen kannst du uns nun mit auf dem Weg geben, die auch inmitten des hektischen und anspruchsvollen Arbeitsalltags umsetzbar sind? Welche Übungen baust du selbst in den Arbeitsalltag ein, der durch deine Coachingtätigkeit mit Sicherheit oftmals sehr intensiv ist?


Christian: Die gute Nachricht zuerst: Achtsamkeit ist jederzeit erlernbar. Und Achtsamkeit kann in jeder Phase des Lebens integriert werden, sei es bei der Arbeit, zu Hause oder sogar im Supermarkt während die Einkäufe erledigt werden. Es braucht etwas Geduld und Zeit. Und genau das ist achtsames Denken und Handeln.


Achtsamkeit kann in jeder Phase des Lebens integriert werden, sei es bei der Arbeit, zu Hause oder sogar im Supermarkt während die Einkäufe erledigt werden.

Ich persönlich baue folgende Achtsamkeitsübungen in meinen Alltag ein:

  • Achtsame Führung: Sie verkörpert eine neue Art des Führens, bei der Bewusstsein, Mitgefühl und Präsenz im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet auch, den Moment bewusst wahrzunehmen und sich dessen gewahr zu sein, was im Hier und Jetzt geschieht: etwa bei Gesprächen durch das Wahrnehmen kleiner Gesten und Blicke ... und damit der Worte ZWISCHEN den Zeilen.

  • Die Achtsamkeitsmeditation: Morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Einschlafen eignet sich die 2-Minuten-Achtsamkeitsmeditation. Eine gute Investition, kann ich nur sagen! Einfach die Augen schließen und an nichts denken. Geht nicht? Geht doch, in dem man sich nur auf das Geräusch des eigenen Atems konzentriert. Und schon sind alle anderen Gedanken ausgeblendet.

  • Die Dankbarkeits-Reflexion: Am Ende des Tages den Tag Revue passieren lassen, ist ebenfalls eine gute Achtsamkeitsübung, indem man sich Fragen wie diese stellt: Für welche Erlebnisse bin ich heute dankbar? Wo und wie habe ich Freude und Zufriedenheit empfunden? Und dann hilft auch noch der Ausblick auf den nächsten Tag, indem man sich fragt: Auf welche drei Dinge freue ich mich schon jetzt?


in-manas: Vielen Dank, lieber Christian, für die wertvollen Tipps und das interessante Gespräch. Für alle, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen wollen, hier noch ein Buchtipp, der auch schon in unserem Inno Hub for People & Culture „gelandet“ ist. Die Gebrauchsanweisung für Achtsamkeit können wir auf jeden Fall sehr empfehlen.



CHRISTIAN GEISSLER


Mit Achtsamkeit auf der Überholspur

"Sich selbst und andere achtsam Führen"

Eine Gebrauchsanleitung in 15 Kapiteln und vier Kurzgeschichten






Grüße aus dem INNO-VERSE


Das in-manas-Team


 

PS: Und für alle, die Lust auf mehr Themen rund um Personal- und Organisationsentwicklung haben: Im Inno Hub for People & Culture in unserem INNO-VERSE gibt es „unendlich viel“ Diskussions- & Innovationsraum für aktuelle Themen und Herausforderungen wie diese, samt Tausenden Innovationsbeispielen, zahlreichen Interviews und Tools sowie Special Contents als Inspirationsquelle, um darauf aufbauend an Lösungen zu arbeiten.

Bildlink, der zum Innohub führt

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